Seelsorge, Psychotherapie (HPG) & Traumaberatung Heike und Andreas Timmler


August 01, 2013

Mein Wunsch oder Gottes Wille?

Manchmal stellt man sich die Frage: „Welchen Auftrag hat Gott für mein Leben?“ Man sucht nach Gottes Antwort, man wünscht sich am liebsten die hörbare Stimme Gottes aus dem Himmel oder zumindest einen Brief von Gott. Vielleicht hoffst Du darauf, die Bibel aufzuschlagen und genau dort, wo Du sie aufgeschlagen hast, die Antwort auf Deine Frage zu bekommen. Vielleicht legst Du wie damals in der Bibel bei Gideon ein Vlies aus und hoffst, so die Antwort auf Deine Frage zu bekommen. Aber was ist, wenn genau diese Dinge keine Antwort geben?

Ich glaube, dass Gott durch alle oben genannten Punkte antworten kann, oft tut er es aber nicht so eindeutig. Dann geht es darum, trotzdem eine Antwort zu finden und nicht ein Leben lang nach einer Antwort zu suchen und das Leben selbst dabei zu verpassen. Was sind weitere Mittel, mit denen Gott uns Antworten auf unsere Fragen geben möchte? Eine Möglichkeit sind meine tiefen Wünsche, meine Träume, meine Visionen. Warum habe ich Wünsche, Träume und Visionen? Wer hat diese in mein Herz gelegt? Dienen diese Wünsche ausschließlich mir oder haben andere Menschen auch etwas davon? Dienen meine Wünsche dem neuen Gebot Gottes, Gott mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und aller Kraft zu lieben und meine Mitmenschen wie mich selbst? Manchmal stehen wir uns selbst im Weg und wir wünschen uns eine zweite oder dritte Bestätigung für das, was Gott eigentlich in uns hineingelegt und tief in unserem Herzen verankert hat. Dann kann es wirklich passieren, dass wir das gute Leben, das Gott für uns vorgesehen hat, verschlafen und verpassen und uns stattdessen immer weiter mit der Frage beschäftigen „Was hat Gott mit meinem Leben vor“ und uns dabei immer mehr im Kreis drehen …

Vielleicht helfen Dir folgende Fragen bei der Beantwortung Deiner Fragen:

  • Was ist Deine Leidenschaft?
  • Woran denkst Du oft, wenn Du zur Ruhe kommst oder wenn Du nachts wach wirst?
  • Wann schlägt Dein Herz schneller, in welchen Situationen spürst Du, dass da mehr ist als ein oberflächliches „das macht mir Spaß“
  • Steht meiner Leidenschaft etwas entgegen, was in der Bibel steht?
  • Bin ich ruhig darüber das zu tun, was ich gut kann und wofür mein Herz schlägt oder bin ich darüber eher unruhig?

Ich glaube, wenn ich diese Fragen beantwortet habe, dann sollte ich anfangen und nicht länger warten. Wenn dann noch erlebbar wird, dass Gottes Segen auf dem liegt, was ich tue, dann ist das letztlich auch die beste Bestätigung.

Manchmal benutzen wir Gott einfach als Wunschmaschine oder als Fragenbeantworter. Gott möchte in unserem Leben aber mehr sein als eine Wunschmaschine oder ein Fragenbeantworter. ER möchte unser Freund sein, ER liebt es, in einer Beziehung zu uns zu leben. Meine Frau weiss zum Beispiel schon oft, bevor ich einen Wunsch äußere, was mein Wunsch ist. Warum weiss sie das? Weil sie mich sehr gut kennt, weil wir Beziehung leben. Ich bin überzeugt, dass wir auch wissen, was Gott möchte, wenn wir mit IHM in einer tiefen Beziehung leben, wenn wir Zeit zusammen verbringen, wenn wir uns austauschen. Dann brauchen wir auch keine hörbare Stimme Gottes oder ein Vlies mehr.

Ich bin so froh darüber, dass z. B. unsere älteste Tochter ihrem Wunsch bzw. Traum nachgegangen ist und alles daran gesetzt hat, ihren Traum zu leben. Ab heute hat sie angefangen, diesen Traum konkret umzusetzen und hat ihre Ausbildung als Krankenschwester bei der Kaiserswerther Diakonie begonnen. Sie hatte den Wunsch, Menschen zu helfen, sich für sie einzusetzen, sie ist ihrer Leidenschaft nachgegangen. Sie hätte auch noch konkreter fragen können „soll ich normale Krankenschwester oder Kinderkrankenschwester werden?“ oder „soll ich in Krankenhaus X oder Y anfangen“ oder viele weitere mögliche Fragen. Wenn sie das getan hätte, würde sie bestimmt heute noch nicht mit ihrer Ausbildung starten.

Ein anderes Beispiel ist meine liebe Frau. Sie hatte die Vision, Menschen seelsorgerlich zu dienen, mit ihnen zu arbeiten. Sie möchte Menschen helfen, die schlimme Dinge in ihrer Vergangenheit erlebt haben. Sie möchte unterstützen, dass diese Menschen wieder ein normales, befreites, geheiltes Leben leben können. Mit dieser Leidenschaft für diese Sache hat sie sogar mich mit angesteckt, so dass wir als Paar nun auch gemeinsam in dieser Arbeit stehen dürfen. Aktuell stehen weitere große Dinge an, die viele Fragen aufwerfen. Da geht es dann auch um Verbindlichkeiten, um finanzielle Dinge, die Mut erfordern, den nächsten Schritt im Glauben zu gehen. Wir spüren aber die Leidenschaft für diese Dinge und möchten deswegen weitergehen. Ein Projekt von zweien ist derzeit im Aufbau. Das zweite Projekt ist noch nicht spruchreif, aber es ist spannend zu sehen, wie Gott die Fäden zusammenbringt.

Was mich bei alledem ruhig macht ist die Tatsache, dass wir bei Gott auch Fehler machen dürfen. Wir sind nicht perfekt und wir werden es als Menschen auch nie sein. Und genau deswegen, hat Jesus sich für uns entschieden, hat „JA“ zu uns gesagt, hat uns sogar erkauft mit seinem Blut, obwohl wir ihm ja längst gehören. Gut, dass Jesus nicht immer weiter nachgefragt hat „soll ich das oder soll ich das nicht“ oder „soll ich so oder soll ich so sterben“. Gut, dass ER seiner Leidenschaft nachgegangen ist, seiner Leidenschaft für Menschen. Gut, dass er nicht gewartet hat!

Meine Frage an Dich ist diese: Was ist besser: zu warten bis Deine Frage beantwortet und bestätigt ist oder anzufangen im Vertrauen auf Gottes Gegenwart und Hilfe und im Bewusstsein, auch Fehler machen zu dürfen?

Ich habe mich entschieden!

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