Seelsorge, Psychotherapie (HPG) & Traumaberatung Heike und Andreas Timmler


Oktober 11, 2013

Die vernachlässigte Tatsache der Gerechtigkeit

Bei meiner Suche nach möglichen Bremsen in meinem Leben als Christ finde ich immer wieder neue Dinge 😉 . Als Bremsen definiere ich für mich Dinge, die meine Beziehung zu Gott stören, die meinen Blick von IHM weg auf andere Dinge lenken und letztlich verhindern, dass ich das Leben lebe, das Gott für mich vorgesehen hat. Das kann ich übrigens jedem empfehlen, sich auf die Suche nach seinen eigenen Bremsen zu machen, denn: Gott hat mehr für mich und auch mehr für Dich!

Gestern habe ich etwas geschrieben zur Bremse „Verstand“. Eine weitere Bremse, die ich immer deutlicher erkenne ist eine vernachlässigte Tatsache mit Namen „Gerechtigkeit“. Kennst Du so Gedanken wie:

  • Gott hat mir vergeben, aber ich muss das und das tun, um …
  • ich habe gesündigt, jetzt muss ich mir das Wohlwollen Gottes wieder verdienen
  • ich bin schlechter als andere…
  • ich tue so viel, Gott müsste doch deswegen…
  • Gott hat so viel für mich getan! Ich muss jetzt …

Zuerst möchte ich die vernachlässigte Tatsache kurz vorstellen bzw. die Bibel zitieren aus Römer 3,25: „Wir sind gerecht vor Gott, wenn wir glauben, dass Jesus sein Blut für uns vergossen und sein Leben für uns geopfert hat.“ Das ist die Tatsache und da gibt es auch nichts dran zu rütteln. Da steht „wir sind“ und nicht „wir werden…wenn“ oder irgend etwas anderes. Was bedeutet das für mich und für Dich, wenn wir glauben, dass Jesus sein Blut für uns gegeben hat? Dass wir gerecht sind! Das ist ja fast unglaublich und alles, was wir an dieser Tatsache ergänzen, in Frage stellen oder mit Einschränkungen versehen ist eine Bremse für unser gottgewolltes Leben. Kritiker könnten jetzt sagen, dass wir aber noch auf der Erde sind, dass wir noch mitten in der Welte leben und dass so ein Gedanke uns dazu verführen könnte, der Sünde Tür und Tor zu öffnen, denn wir seien ja schließlich gerecht, egal was wir tun, also auch, wenn wir sündigen…. Auf den ersten Blick mag diese Annahme stimmen aber mal ehrlich: Reduzieren wir die Auswirkung von Jesus Tod am Kreuz mit solch einer Aussage nicht? Wir sagen doch damit, dass Jesus Tod nicht ausgereicht hat und dass wir noch etwas tun müssen, nämlich z. B. nicht mehr sündigen!

Mir ist beim Lesen des Buches „Ergreife das Unerreichbare“ von Rob Rufus diese Bremse so klar geworden. Und diese Bremse lässt sich sogar so gut christlich verpacken mit Aussagen oder Annahmen wie „ich muss dieses oder jenes in der Kirche tun“ oder „wenn ich dieses oder jenes nicht tue (z. B. Bibellesen), dann…“. Rob Rufus schreibt in seinem Buch, dass diese christlich gefärbten Aussagen meine Beziehung zu Gott stören, denn ich beschäftige mich dann nicht mit der Person, die mich schon vor 2000 Jahren gerecht gemacht hat, sondern ich beschäftige mich mit Dingen und jage Tätigkeiten nach, die mich vermeintlich gerecht machen, in Wirklichkeit aber von einer intensiven Beziehung mit Gott abhalten. Das heisst nicht, dass Mitarbeit falsch ist, das heisst nicht, dass ich nicht in der Bibel lesen sollte, das heisst auch nicht, dass ich drauflos sündigen sollte.

Aber was heisst es dann? Was sieht Gott, wenn er mich oder Dich sieht (wenn Du das oben Erwähnte glaubst)? Er sieht Jesus in uns, wir sind gerecht gemacht durch den Tod von Jesus Christus und wir können nichts mehr weiter tun, dass wir gerechter werden, denn wir sind es ja schon. Wenn diese Tatsache immer mehr in mein Denken, in mein Fühlen gelangt, dann wird das auch Auswirkungen auf mein Handeln haben. Wenn ich weiss, wer ich in Gottes Augen bin, dann werde ich Gott dafür unendlich lieben. Wenn ich verstehe und glaube, dass keine Aktivität und Anstrengung von meiner Seite Gottes Wohlwollen für mich beeinflussen kann, dann kann ich anfangen, dieses große Geschenk anzunehmen, mich darüber zu freuen und aus Dankbarkeit genau die Dinge tun, die ich sonst aus Pflichtgefühl getan hätte und bei denen ich früher oder später von meiner Schwachheit enttäuscht worden wäre.

Ich glaube, diese Tatsache der Gerechtigkeit muss mir immer und immer wieder neu bewusst werden, damit die vielen „wenn und aber“ immer mehr in den Hintergrund und Gottes Geschenk immer mehr in den Vordergrund treten kann. Dann – und nur dann – kann Gott mein Leben so gestalten, wie ER es möchte. Und dieses Leben wird ein gutes sein, denn Gott liebt es zu segnen.

In Epheser 4,24 werden wir daran erinnert, dass wir dieses Geschenk auch annehmen sollen, vielleicht ist es sogar auch eine Ermahnung: „Als neue Menschen, geschaffen nach dem Ebenbild Gottes und zur Gerechtigkeit, Heiligkeit und Wahrheit berufen, sollt ihr auch ein neues Wesen annehmen.“ Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit habe ich das wunderschöne Lied „Jesus, son of God“ von Chris Tomlin gehört. Dieses Lied fasst es am Schluss super zusammen mit den Worten „The cross was enough“.

Ich wünsche jedem Leser, dass er oder sie diese Tatsache nicht mehr vernachlässigt sondern sie als Geschenk ohne Bedingung annehmen kann, denn wir können dem, was Jesus schon längst getan hat, nichts hinzu tun. Gott segne Dich!

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