Seelsorge, Psychotherapie (HPG) & Traumaberatung Heike und Andreas Timmler


Juni 06, 2013

Strom des Segens

Vor ein paar Tagen habe ich schon von dem Buch berichtet, das ich derzeit lese. Dieses Buch hat den Titel „Die Gott nachjagen“ und gestern hatte ich wieder Gelegenheit, in diesem Buch zu lesen. Der Autor überschreibt ein Kapitel darin mit „Lass es regnen“, eine Bitte, die besonders in diesen Tagen der schrecklichen Hochwasser in Süd- und Ostdeutschland, sowie Polen, der Tschechei und anderen Ländern abstrus klingt. Diese Bitte ist auch nicht wörtlich gemeint. Der Autor malt ein Bild davon, was passieren würde, wenn die Faszination eines Lebens mit Gott uns Christen wirklich erreichen würde, wenn unser Glaube mehr als nur ein Besuch im Gottesdienst wäre, wenn wir wirklich komplett unser Leben mit Gott leben, ihm zu 100 % vertrauen und er mit unserem Leben machen dürfte, was ER (Gott) möchte.

Beeindruckt hat mich der Gedanken, dass es in der biblischen Geschichte vorkam, dass Wasserbrunnen nicht mehr ihren Dienst erfüllten, weil Menschen sie zugeschüttet hatten. In 1. Mose 26 wird davon berichtet. Isaak war ein von Gott gesegneter Mann, er besaß große Viehherden, er erntete das hundertfache von dem, was er ausgesäht hatte. Das rief den Neid der Philister hervor, die darauf Isaaks Brunnen zuschütteten. Abimelech bat Isaak damals, wegzuziehen, da er zu mächtig geworden sei. Isaak befolgt diesen Wunsch und zieht in das Tal Gerar. Das erste, was er dort macht ist, dass er die zugeschütteten Brunnen wieder ausgraben lässt, die die Philister nach dem Tod seines Vaters Abraham zugeschüttet hatten. Warum macht Isaak das? Ich glaube, weil er sich erinnerte, dass Brunnen dafür da sind, dass Wasser aus ihnen geschöpft wird, klares, reines Wasser, das zur Lebenserhaltung so wichtig ist, Wasser, das erfrischt. Interessanterweise kommt es beim Ausgraben der Brunnen zum Streit mit den Hirten, die sich in dem Tal aufhielten. Interessant sind auch die Namen, die Isaak diesen Brunnnen gibt: „Streit“, „Anfeindung“ und „Weiter Raum“. Was hat Isaak damals gemacht? Er machte sich auf die Suche nach der Quelle, nach dem Wasser, nach dem, was Leben erhält. Und er erntet dafür nicht nur Lob und Dank. Ich entdecke da Parallelen. Was ist mit Menschen, die sich auf die Suche nach der Quelle machen, die frisches, klares Wasser trinken möchten, die die Person finden möchten die von sich sagt, dass sie die Quelle ist und dass derjenige, der aus dieser Quelle trinkt, keinen Durst mehr hat in Ewigkeit. Diese Menschen suchen Erfrischung und ernten dafür manchmal Unverstäntnis, Streit und Anfeindungen, manchmal sogar von anderen Christen, die die Quelle ja eigentlich auch kennen sollten. Wie schön ist dann die Begegnung mit Gott selbst, die Isaak erleben durfte. Damals sagte Gott zu ihm: „Hab keine Angst, denn ich bin bei dir und werde dich segnen.“ (1. Mose 26,24)

Ich frage mich, welcher Schutt und welcher Dreck in meinen Brunnen liegt, welchen Unrat vielleicht andere Menschen in den Brunnen gekippt haben, dass er nun nicht mehr seinen Zweck erfüllen kann, mir den Zugang zur Quelle zu ermöglichen, mich mit frischem Wasser zu stärken und mich zu erfrischen. Das ist es, was der Autor des Buches sagen möchte: Ich muss zuerst die zugeschütteten Brunnen wieder freilegen, nach ihnen graben, den ganzen Schutt beiseite tun, bevor das Wasser wieder fließen kann. Er bezieht das auch auf Kirchen und Gemeinden: Auch sie müssen ihre Brunnen wieder ausgraben, müssen den Schutt heraus holen, damit Gottes Wasser wieder fließen kann und den Menschen Reinigung und Erfrischung geben kann. Wir müssen zurück zur Quelle und sollten uns nicht zufrieden geben mit dem Gedanken, dass es irgendwo frisches, reines Wasser gibt, wir sollten alles daran setzen, nach diesem Wass zu graben, die Quelle freizulegen, damit wir wieder erfrischt und gesegnet werden können.

Mich hat das Bild vom Strom der Heilung in Hesekiel 47 sehr beeindruckt. Dort heisst es: „Dann brachte der Mann mich zurück zum Eingang des Tempels. Dort sah ich, wie unter der Schwelle des Tempels Wasser hervorströmte und nach Osten floss – denn die Vorderseite des Tempels zeigte nach Osten. Das Wasser lief unten an der südlichen Seitenwand, südlich vom Altar, hinab. Der Mann brachte mich durch das nördliche Tor und führte mich außen herum zum äußeren östlichen Tor. Dort sah ich, dass das Wasser aus der südlichen Seitenwand herausfloss. Der Mann hatte eine Messrute in der Hand und ging nach Osten. Und er maß 1.000 Ellen ab und ließ mich durch das Wasser gehen. Das Wasser reichte mir bis zum Knöchel. Er maß weitere 1.000 Ellen ab und ließ mich wieder durch das Wasser gehen. Diesmal ging es mir bis ans Knie. Er maß noch einmal 1.000 Ellen ab und ließ mich wieder hindurchgehen. Es reichte mir nun bis zur Hüfte. Dann maß er noch einmal 1.000 Ellen ab, und da war es ein Strom, so tief, dass ich nicht mehr hindurchgehen konnte. Der Fluss konnte nur noch schwimmend durchquert werden, man konnte nicht mehr hindurchgehen. Er fragte mich: »Hast du das gesehen, Menschenkind?« Dann führte er mich am Flussufer entlang wieder zurück. Als ich zurückging, sah ich auf einmal, dass auf beiden Seiten des Flussufers Bäume wuchsen. Da sagte er zu mir: »Dieses Wasser fließt Richtung Osten in die Araba und mündet dort ins Tote Meer. Wenn es hineinfließt, heilt es das Wasser des Toten Meeres. Alles, was sich regt und bewegt, wohin das Wasser kommt, wird leben. Es wird sehr viele Fische geben, denn dieses Wasser kommt dorthin und macht das Salzwasser gesund. Wohin dieses Wasser fließen wird, dort wird alles leben. Von En-Gedi bis nach En-Eglajim werden Fischer am Ufer des Toten Meeres stehen und fischen. Man wird dort die Netze aufspannen. Alle Arten von Fischen werden es erfüllen, so zahlreich wie im Mittelmeer. Doch die Teiche und Lachen daneben werden nicht gereinigt werden; sie sollen der Salzgewinnung dienen. Auf beiden Seiten des Stroms werden alle Arten von Obstbäumen wachsen. Die Blätter dieser Bäume werden niemals welken; an ihren Zweigen werden immer Früchte hängen. Jeden Monat wird eine neue Ernte heranreifen! Denn sie werden vom Fluss, der im Tempel entspringt, bewässert. Ihre Früchte werden als Nahrung dienen und ihre Blätter als Heilmittel.“

Ist das nicht beeindruckend? Gott liebt es zu segnen, Gott liebt es Gutes zu tun, Gott liebt es zu befreien, Gott liebt es zu erfrischen. In diesem Bild erlebt der Schreiber, wie dieser Segensfluss aus dem Tempel fließt, zuerst nur so viel, dass er mit seinen Knöcheln im Wasser steht, dann später bis zum Knie, dann zur Hüfte und schließlich ist er umspült vom Wasser, vom Segen und er kann nicht mehr stehen, nur noch schwimmen. In diesem Bild wird der Schreiber dann am Flussufer wieder zurückgeführt und er darf die Segnungen erleben, die dieses Wasser mit sich bringt:

  • Heilung (das Wasser des toten Meeres wird heil, wenn der Strom in das Meer fließt, die Blätter der Bäume bewirken  Heilung)
  • Leben (alles, was sich regt und bewegt in diesem Wasser wird leben)
  • Frucht (das Wasser wird voll sein mit allen Arten von Lebewesen)
  • Versorgung und Lebenserhaltung (Fischer werden fischen, Obstbäume werden nicht welken und immer Frucht bringen)

Mich beeindruckt dieses Bild absolut und ich stelle mir vor, unsere Häuser, unsere Kirchen und Gemeinden wären Orte, aus denen diese Wasserströme fließen. Ich stelle mir vor, wie Menschen Heilung erfahren, wie (geistlich) Tote wieder leben würde, wie Frucht sichtbar wird und wie Gottes Versorgung erlebt wird. Ich glaube, Gott ist bereit, diesen Strom des Segens fließen zu lassen, denn Gott möchte die Leere füllen, das Kranke heilen, er möchte sich verschenken und Leben spenden und er möchte für uns sorgen. Bin ich bereit, in diesen Segensstrom einzutauchen? Kann ich den vermeintlich sicheren Halt loslassen und mich in tieferes Wasser wagen? Oder gebe ich mich damit zufrieden, dass nur meine Füße ein wenig vom Wasser umspült werden? Was verstopft meinen Brunnen, wo muss ich Dreck wegräumen, wo ist Buße und Vergebung nötig?

Aus eigener Erfahrung darf ich sagen, dass es sich lohnt, die vergrabenen Brunnen zu suchen und diese wieder freizulegen, weil das Wasser so gut ist, dass aus dieser Quelle kommt. Ich möchte mich auch nicht mit ein wenig Erfrischung an den Füßen zufrieden geben, ich möchte in die ganze Flut eintauchen, die Gott für mich hat. Und ich möchte davon weitergeben, weil ich es jedem wünsche, in diesem Strom der Heilung schwimmen zu können. In Matthäus 11 fordert Jesus die Jünger von Johannes dem Täufer auf, Johannes (der im Gefängnis saß) zu berichten, was sie gesehen und erlebt hatten:

Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden gesund, Taube hören, Tote werden zum Leben erweckt und den Armen wird die gute Botschaft verkündet.

Ich möchte mich durchgraben, bis hin zur Quelle und möchte auch von diesen Wundern Gottes berichten.

Jesaja durfte einen kleinen Eindruck davon bekommen was es heisst, an der Quelle anzukommen. Er schreibt: “ …sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen Thron und war erhöht und der Saum seines Gewandes füllte den Tempel. Über ihm schwebten Seraphim, jeder hatte sechs Flügel. Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihre Gesichter, mit zweien ihre Füße und mit dem dritten Paar flogen sie. Sie riefen einander zu: »Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Allmächtige! Die Erde ist von seiner Herrlichkeit erfüllt!« Habakuk schreibt: „Die ganze Erde wird die Herrlichkeit des Herrn erkennen und davon erfüllt sein, so wie Wasser das ganze Meer füllt.

Vater, Dein Reich komme, wie im Himmel so auf der Erde, in Jesus Namen!

 

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