Seelsorge, Psychotherapie (HPG) & Traumaberatung Heike und Andreas Timmler


November 28, 2013

Natürlich übernatürlich

Wenn ich so aus dem Fenster sehe, dann sehe ich gerade mal geschätzte 50 Meter weit, denn draußen ist November der allerfeinsten Güte, mit dichtem Nebel, Nieselregen und einem trüben grau-in-grau. Bei diesem Blick aus dem Fenster muss ich daran denken, dass auch mein Christsein durchaus Zeiten kannte, in denen ich gerade mal 50 Meter weit sehen konnte und das Gefühl hatte, mein Beten reicht maximal bis zur Zimmerdecke. Der Blick auf Gott war vernebelt, geistlicher Nieselregen fiel immer und immer wieder und ließ mich in einem ungemütlich-religiösen grau-in-grau erschaudern.

Wie wohltuend ist es, wenn nach Tagen des Dauergraus endlich der Nebel verschwindet, wenn sich die ersten Sonnenstrahlen durch den Nieselregen kämpfen und die ungemütliche Stimmung in eine hoffnungsvolle, Licht und Wärme spendende Stimmung umwandelt! Wie erhellt sich dann das Gesicht, wenn ich meinen Blick durch letzte Nebelfetzen hindurch auf die Sonne richte, wenn ich ihr erlaube, mein Gesicht anzustrahlen? Und mit den Strahlen und der Wärme der Sonnenstrahlen kommt auch das Lebensgefühl wieder, Motivation, auch die allerletzten Nebelreste wegzublasen und einen freien, ungehinderten Blick auf die Sonne zu haben. Kennst du das Gefühl?

Im geistlichen Leben gibt es so leider so oft auch diese Nieselregen- und Nebeltage und ich muss sagen, diese Tage sind alles andere als schön, sie sind ungemütlich, sie stimmen traurig oder manchmal sogar depressiv. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Christen sich in diesem Dauergrau manchmal ganz wohl fühlen, dass sie gar nicht bereit sind, sich nach dem Licht, der Sonne, der Wärme auszustrecken, Manchmal hört man sogar so Sätze wie „Wunder passierten damals zur Zeit der ersten Christen, aber heute?“ oder „Gott hören oder seine Gegenwart spüren ist doch nur emotionales Getue“…  Um in dem Bild des trüben Novembertages zu bleiben sind solche Sätze dasselbe als würden wir sagen „die Sonne gibt es nicht, guck doch aus dem Fenster“ oder „die Sonne hat keine Kraft, den Nieselregen zu verdrängen“.

Was sind für mich die Sonnenstrahlen im geistlichen Leben, was ist die Wärme, die mir Lebensmut gibt? Primär ist es eine Person, die die Quelle dieses Lebens ist: Jesus Christus. Dann sind es aber auch die Dinge, die Gott mir versprochen hat wie zum Beispiel das Versprechen, dass Gott für mich ein Leben in Überfluss bereit hält (Joh. 10) oder dass ich Dinge in Jesus Namen tun kann, die er selbst getan hat und sogar größere Dinge (Johannes 17) tun kann. Wenn ich mir diesen letzten Satz vorstelle, dann muss da eine übernatürliche Kraft sein, die meine natürlichen Kräfte bei weitem übersteigt, dann muss da jemand existieren, der mir diese Kraft und Vollmacht verleiht, denn ich selbst kann aus meiner Kraft heraus nicht viel tun. Oder hast Du schon einmal versucht, den Nebel wegzublasen oder hast Du es schon einmal geschafft, den Nieselregen zu stoppen?

Was können wir als Christen denn machen, um mehr in diesem Übernatürlichen zu leben? Genau wie Du dem Dauergrau entfliehen kannst, in dem Du zum Beispiel auf einen hohen Berg steigst oder in dem Du Dich in einem Flugzeug über die Wolken bringen lässt, kannst Du auch dem christlichen grau-in-grau entfliehen, in dem Du Dich ausstreckst nach der Person, die den Nebel wegblasen und den Nieselregen stoppen kann. Du kannst Dich auf Gottes Aussagen verlassen, er hat sie ja schließlich in seinem Wort – der Bibel – verbrieft. Wir dürfen Gott beim Wort nehmen, wir dürfen viel mehr von ihm erwarten. Ich glaube, wir stehen uns im geistlichen Leben oft selbst im Weg und wir trauen Gott oft viel zu wenig zu. Gott ist derselbe, gestern (also in der Zeit, in der er auf der Erde lebte und Wunder tat), heute (in der Zeit, in der ich lebe) und in Ewigkeit. Und wenn Gott derselbe ist, dann hat das Übernatürliche auch heute seine Berechtigung und wir sollten es nicht mehr länger als komisch oder sogar als Gefahr zur Seite legen. Damit laden wir nämlich den Nebel und den Nieselregen ein, weiter unseren Blick auf die Sonne zu trüben.

Christentum wird definiert durch einen Glauben an das Übernatürliche. Wenn wir das Übernatürliche zur Seite legen, legen wir das Christentum zur Seite. Oder was ist wohl damit gemeint, wenn Jesus uns auffordert zu beten „Dein Reich komme“?

Sei gesegnet! Gott hat mehr für Dich und mich!

… Die Sonne ist da, ganz sicher… ich genieße sie jetzt und trotze dem Nebel und dem Nieselregen… Du auch?

Schreibe einen Kommentar