Seelsorge, Psychotherapie (HPG) & Traumaberatung Heike und Andreas Timmler


Februar 25, 2015

Auswirkung einer Gottesbegegnung

Gestern Abend sprachen wir in unserer Oasis-Kleingruppe über das Thema „gesunde Beziehungen leben“. Es ging um die Frage, wie ich mit Angriffen auf meinen Charakter, mit Angriffen auf meine Person umgehen kann. Eigentlich kamen wir dabei nur am Rande an zwei Bibelstellen vorbei, über die ich noch weiter nachdenken muss.

Angriffe auf meinen Charakter erlebe ich immer wieder mal und habe ich immer wieder mal erlebt. Ich behaupte auch, dass jeder Mensch immer mal wieder Angriffe auf seinen Charakter oder auf seine Person erleben muss. Aber wie gehe ich damit richtig um? Die fromme Antwort darauf könnte lauten: „Bring einfach alles zu Jesus und leg diese Angriffe, die Du erlebst, vor seine Füße, er wird sich darum kümmern… Nicht dass das jemand falsch versteht, ich finde dieses Vorgehen gut, richtig und wichtig. Aber was mache ich mit meinen Gefühlen, was mache ich mit meiner Wut, meinem Frustriertsein? Muss ich das alles ignorieren, soll ich das einfach schlucken?

Ich glaube nicht! Meine Gefühle haben ihre Berechtigung und es wäre falsch, sie zu vergraben. Sie kämen irgendwann später ganz sicher zum Vorschein, und dann wahrscheinlich in einer Situation, in der ich diese Gefühle sicher nicht gebrauchen könnte. Also: Wie kann ich mit meinen Gefühlen in diesen Situationen umgehen, dass sie mich nicht überrollen und dass sie mich nicht gefangen nehmen?

Bei dieser Frage komme ich auf die beiden Bibelstellen zurück. Beide Stellen berichten von Menschen, die eine Begegnung mit Gott hatten. Die erste Stelle in Jesaja 6 hat auch nichts mit einem Angriff auf den Charakter oder die Person Jesajas zu tun. Trotzdem kann ich daraus viel lernen. Jesaja hatte in dieser Gottesbegegnung noch nicht einmal in das Gesicht Gottes sehen können, aber der Anblick Gottes, wie er auf dem Thron saß und die heilige Atmosphäre dieser Begegnung bewirkten, dass Jesaja sich seiner eigenen Schuld plötzlich bewusst wurde. Er wusste in diesem Moment, dass er nicht vor Gott bestehen kann, dass er ein Sünder ist und Gott rein und heilig ist. Er spürte, dass Licht und Finsternis nicht parallel existieren können. Die Bibel beschreibt die Situation so:

In dem Jahr, als König Usija starb, sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen Thron und war erhöht und der Saum seines Gewandes füllte den Tempel. Über ihm schwebten Seraphim, jeder hatte sechs Flügel. Mit zwei Flügeln bedeckten sie ihre Gesichter, mit zweien ihre Füße und mit dem dritten Paar flogen sie. Sie riefen einander zu: »Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Allmächtige! Die Erde ist von seiner Herrlichkeit erfüllt!« Dieses Rufen ließ die Fundamente der Vorhalle erzittern und der Tempel wurde mit Rauch erfüllt. Da sagte ich: »Mir wird es furchtbar ergehen, denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen, inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen. Ich werde umkommen, denn ich habe den König, den Herrn, den Allmächtigen, gesehen!« (Jesaja 6,1-5)
In Bezug auf die Frage, wie kann ich mit meinen Gefühlen umgehen, wenn mich Menschen in meinem Charakter oder mich als Person angreifen lerne ich daraus, dass ich in dieser Situation die Nähe Gottes suchen kann. Eine Begegnung mit Gott wird bewirken, dass ich mir meiner Schuld, meiner Unreinheit und meinem Versagen mehr bewusst werde. Ich werde verstehen, dass ich es selbst auch manchmal bin, der andere Menschen in ihrem Charakter oder in ihrer Person angreift. In diesem Bewusstsein kann ich dann viel besser meine Gefühle wirklich bei Gott abgeben und ER wird sie in Dankbarkeit umwandeln. So auch bei Jesaja: Die Engel sprechen Jesaja kurz nach dieser Begegnung zu:
»Jetzt ist deine Schuld getilgt; deine Sünden sind dir vergeben.«
Dann hörte ich den Herrn fragen: »Wen soll ich senden? Wer wird für uns gehen?« Und ich sagte: »Hier bin ich, sende mich.« (Jes. 6,7-8)
Gott wandelt bei mir in diesem Moment meine Gefühle in eine tiefe Dankbarkeit um und richtet meinen Blick auf das, was ER für mich getan hat. Und spätestens dann spielen meine Gefühle der Person gegenüber, die mich verletzt hat, keine Rolle mehr.
Die zweite Stelle steht in Lukas 5. Bei dieser Stelle könnte es gut sein, dass Petrus Jesus Aussage als Angriff auf seine Person empfunden hat. Schließlich sagt ein Nicht-Profi einem Profi, was er tun könnte, um in seinem Job erfolgreich zu sein. Das kann ganz schön an das eigene Ego gehen… So steht die Geschichte in der Bibel:
Als er mit seiner Predigt fertig war, sagte er zu Simon: »Nun fahr weiter hinaus und wirf dort deine Netze aus, dann wirst du viele Fische fangen.« »Meister«, entgegnete Simon, »wir haben die ganze letzte Nacht hart gearbeitet und gar nichts gefangen. Aber wenn du es sagst, werde ich es noch einmal versuchen.« Diesmal waren ihre Netze so voll, dass sie zu reißen begannen! Sie riefen nach ihren Gefährten in dem anderen Boot, und bald darauf waren beide Boote so voller Fische, dass sie unterzugehen drohten. Als Simon Petrus begriff, was da geschehen war, fiel er vor Jesus auf die Knie und sagte: »Herr, kümmere dich nicht weiter um mich – ich bin ein zu großer Sünder, um bei dir zu sein.« (Lukas 5,4-8)
Als Jesus Simon sagt, dass er noch einmal mit dem Boot hinausfahren soll, um mehr Erfolg zu haben, dann sagt Jesus ihm das nach einer erfolglosen Nacht, wahrscheinlich war die Grundstimmung eh schon angespannt und dann kommt Jesus noch mit so einem Satz! Das ging gar nicht. Petrus hört in dieser Situation aber trotzdem auf Jesus und er hat im Anschluss eine ganz besondere Gottesbegegnung. Petrus wird sich plötzlich bewusst, wer Jesus wirklich ist und wer er ist. Er weiss plötzlich um seine Schuld und dass er vor Jesus nicht bestehen kann. Vielleicht hat er auch daran gedacht, wie er selbst schon oft andere Menschen angegriffen hat. Und in diese Gedanken spricht Jesus dann „Hab keine Angst“. Wie muss dieser Satz Salbe auf Simons Wunde gewesen sein. Ob er nach dieser Gottesbegegnung wohl noch an den vermeintlichen Angriff auf seine Person gedacht hat? Ich glaube nicht…
Wie kann ich also mit solchen Situationen am besten umgehen? Zuerst darf ich meinen Frust und Schmerz darüber wirklich zu Gott bringen und ihm vor die Füße legen. Meine verletzten Gefühle möchte ich dann auch von niemand anderem als Jesus selbst behandeln und in Dank umwandeln lassen. Und dazu möchte ich die Nähe und Gegenwart Gottes suchen, ganz bewusst und voller Erwartung, dass er mir begegnen wird, denn er hat ja gesagt, dass die, die ihn von ganzem Herzen suchen, auch finden werden.
Wer hat Dich in letzter Zeit in Deinem Charakter, in Deiner Person angegriffen? Trägst Du Deine Gefühle, Deine Wut, Deinen Frust immer noch mit Dir herum? Ich lade Dich ein, Gott in einer ganz neuen Tiefe zu begegnen, damit Du selbst frei wirst. Gott segne Dich!

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