Seelsorge, Psychotherapie (HPG) & Traumaberatung Heike und Andreas Timmler


Februar 07, 2014

Gottes Nähe suchen

Heute morgen las ich Johannes 20. Die Situation: Jesus war gekreuzigt und tot, die Jünger hatten sich aus Angst vor den Juden eingeschlossen und plötzlich erscheint der auferstandene Jesus den Jüngern. So weit, so gut, vielleicht hast Du wie ich diese Begebenheit schon zig Mal gehört oder gelesen. Mich hat die Geschichte heute in verschiedener Weise berührt. Hier aber zuerst einmal die Geschichte:

Es war am Abend jenes ersten Tages der neuen Woche. Die Jünger hatten solche Angst vor den Juden, dass sie die Türen des Raumes, in dem sie beisammen waren, verschlossen hielten. Mit einem Mal kam Jesus, trat in ihre Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!« Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Als die Jünger den Herrn sahen, wurden sie froh. »Friede sei mit euch!«, sagte Jesus noch einmal zu ihnen. »Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich jetzt euch.« Und er hauchte sie an und sagte: »Empfangt ´den` Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr sie nicht vergebt, dem sind sie nicht vergeben.«  Thomas, auch Didymus genannt, einer der Zwölf, war nicht dabei gewesen, als Jesus zu den Jüngern gekommen war. Die anderen erzählten ihm: »Wir haben den Herrn gesehen!« Thomas erwiderte: »Erst muss ich seine von den Nägeln durchbohrten Hände sehen; ich muss meinen Finger auf die durchbohrten Stellen und meine Hand in seine durchbohrte Seite legen. Vorher glaube ich es nicht.« Acht Tage später waren die Jünger wieder beisammen; diesmal war auch Thomas dabei. Mit einem Mal kam Jesus, obwohl die Türen verschlossen waren, zu ihnen herein. Er trat in ihre Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!« Dann wandte er sich Thomas zu. »Leg deinen Finger auf diese Stelle hier und sieh dir meine Hände an!«, forderte er ihn auf. »Reich deine Hand her und leg sie in meine Seite! Und sei nicht mehr ungläubig, sondern glaube!« Thomas sagte zu ihm: »Mein Herr und mein Gott!« Jesus erwiderte: »Jetzt, wo du mich gesehen hast, glaubst du. Glücklich zu nennen sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben.« Jesus tat in der Gegenwart seiner Jünger noch viele andere Wunder, durch die er seine Macht bewies, die aber nicht in diesem Buch aufgezeichnet sind. Was hier berichtet ist, wurde aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben an ihn in seinem Namen das Leben habt.

Das erste was mir auffiel war dieses „Friede sei mit Euch!“, mit dem Jesus seine Jünger begrüßt. Wie krass muss dieser Moment gewesen sein, durch welche emotionalen Tiefen und Höhenflüge waren die Jünger in den letzten Tagen vor dieser Begebenheit gegangen? Die Person, wegen der sie ihr altes Leben aufgegeben hatten und der sie nachgefolgt waren, wurde gekreuzigt und starb. Die Person, die Wunder gewirkt hatte, schien verloren zu haben. Mitten in dieses Entsetzen über das Geschehene und mitten in die Fassungslosigkeit und Angst, dass ihnen dasselbe widerfahren könnte, kommt Jesus als auferstandene Person in diesen verschlossenen Raum und sagt den Jüngern diese wohltuenden Worte „Friede sei mit Euch“. Auch mir taten diese vier Worte beim Lesen heute morgen einfach gut.

Das Zweite, das mir beim Lesen auffiel, war, dass Jesus die Jünger anhauchte und Ihnen den Heilligen Geist gab. Dieser Teil von Gott, der auch mir versprochen ist und mit dem ich mein Leben teilen darf, wurde den Jüngern von Jesus persönlich eingehaucht, nachdem er sie hinaus gesandt hat, ebenso wie er vom Vater ausgesandt war. Er gibt den Jüngern mit dem Auftrag also auch die Vollmacht und das nötige Werkzeug, damit die befähigt sind, hinauszugehen. Auch dieses Prinzip ist ein Prinzip, das Gott heute auch noch lebt. ER beauftragt, ER sendet aus, ER gibt uns den heiligen Geist, ER selbst ist als unser Werkzeug immer mit seinen Kindern unterwegs.

Das Dritte, das mir beim Lesen auffiel ist der Satz „Thomas, auch Didymus genannt, einer der Zwölf, war nicht dabei gewesen, als Jesus zu den Jüngern gekommen war“. Wo war Thomas eigentlich? Die Bibel berichtet nicht, wo er war, er war jedenfalls nicht da, wo die anderen Jünger waren, die Personen, die Jesus liebten. Vielleicht war er einfach zu traurig, vielleicht war er einkaufen, vielleicht schlief er, vielleicht hatte er noch mehr Angst als die anderen Jünger… Meistens wird Thomas dann ja als der „ungläubige Thomas“ benannt und der Fokus liegt darauf, dass er nicht glaubt. Als ich die Geschichte heute las, zeigte mir Gott einen anderen Fokus. Die Frage, die immer wieder wie so ein Laufband vor meinem Auge herlief war: Wo ist Thomas? Wo ist Thomas? Ich glaube, dass es einen Grund hat, dass es hier explizit gesagt wird, dass Thomas nicht dabei gewesen war, als Jesus zu den Jüngern kam. Was hatte er verpasst? Er hatte nicht erlebt, wie Jesus plötzlich trotz verschlossener Türen mitten bei den Jüngern im Raum war. Er hat nicht erlebt, wie Jesus diesen tollen Satz „Friede sei mit Euch“ sagte. Das Ergebnis war dann Unsicherheit und Unglauben, als die anderen Jünger ihm erzählten, dass Jesus da gewesen sei. Thomas wollte die Beweise sehen und fühlen. Acht Tage dauerte es, bis sein Unglauben zum Glauben wurde. Jesus gab ihm eine zweite Chance, aber was er eben verpasst hat ist die Besonderheit des ersten Augenblicks einer Begegnung mit Jesus. Mir wurde beim Lesen klar, wie gut und wichtig es ist, diesen ersten Augenblick mit Jesus zu erleben, mitzubekommen, wie Jesus mich in diesem Moment ansieht, zu hören, was er sagt, zu empfinden, wie viel Liebe er für mich hat. Wichtig ist mir auch geworden, einfach immer wieder (und gerade auch in schwierigen Situationen) Gottes Nähe zu suchen, den Ort zu suchen, wo Jesus gerne ist, wo er versprochen hat, in der Mitte zu sein, Gemeinschaft mit seinen Kindern zu haben.

Mir ist es schon öfter so gegangen, dass ich diese Gemeinschaft (also einen Ort, wo Jesus ganz sicher sein würde) gesucht habe und Gott sich eben ganz besonders gezeigt hat, sei es durch Dinge, die er mir dann ganz deutlich gemacht hat, sei es durch einen guten Lobpreis, wo ich Gott in einer ganz neuen Weise begegnen konnte oder sei es durch Heilung an Körper und Seele, die ich live und in Farbe miterleben durfte. Wenn ich das Erlebte dann an andere Christen weitergegeben habe, reagierten diese schon mal mit Unverständnis oder mit Sätzen wie „das kann ich nicht glauben“. Das ist es, was ich eben mit dem „ersten Moment“ einer Begegnung mit Jesus meine, das können andere vielleicht nicht verstehen, sie möchten vielleicht Beweise, es mit eigenen Augen sehen und erleben. Deswegen möchte ich mit diesem Eindruck einfach Mut machen, solche Jesusbegegnungen ganz bewusst zu suchen, mal raus aus dem oft vielleicht langweiligen Sonntagsmorgengottesdiensttrott, hin zu einer ganz besonderen Person: Jesus, der heute wie damals für seine Kinder gute Worte und gute Segnungen in Überfluss hat und an seine Kinder verteilen möchte. Suche ganz bewusst die Nähe und Gegenwart Gottes, erwarte Großes von IHM und strecke Dich nach dem „mehr“ aus, mehr von seiner Gegenwart, mehr von seinen Worten, mehr von seinen Taten, einfach mehr von ihm selbst, von JESUS.

Möchtest Du dieses „Mehr“ nicht auch erleben? Oder reicht es Dir, acht Tage später eine zweite Chance zu bekommen? Ich möchte die Besonderheit des ersten Augenblicks bewusst erleben, bei jeder Jesusbegnung neu!

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